Vorsorge gehört in die Arztpraxis!
„Fällt dem Bundesgesundheitsministerium jetzt gar nichts anderes mehr ein, wenn es um Prävention geht, als beim Apotheker Blutdruck und Cholesterin messen zu lassen?“, kommentiert Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), die Ankündigung des Bundesgesundheitsministers, Vorsorgeuntersuchungen in Apotheken zu etablieren.
Statt ein vernünftiges Präventionsgesetz auf den Weg zu bringen, auf das die Ärztinnen und Ärzte seit Jahren warteten und zu dem die Ärzteschaft
genügend Vorschläge eingebracht habe, kämen nun Vorschläge, die man nur mit Kopfschütteln quittieren könne. Sollten Patientinnen und Patienten
etwa vom Apotheker anschließend zum Hausarzt in die weitere Patientenversorgung geschickt werden? „Das ist wirklich eine falsch verstandene Patientensteuerung“, sagte Quitterer. Die Pläne von Gesundheitsminister Karl Lauterbach, Vorsorgeuntersuchungen in Apotheken zu etablieren, seien Teil einer „verkehrten Welt, aber das passiert nicht zum ersten Mal“. Die Politik wolle seit Jahren systematisch medizinische Leistungen aus der ärztlichen Versorgung an Dritte, beispielsweise in Apotheken, verlagern. Eine ärztliche Vorsorgeuntersuchung sei jedoch „viel mehr als lediglich ein Blutdruck- oder Cholesterinwert, die für sich alleine noch nicht aussagefähig sind“.
Auch Dr. Wolfgang Ritter, Vorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes, reagiert mit Unverständnis auf den Vorstoß des Bundesgesundheitsministers. „Bundesgesundheitsminister Lauterbach will per Gesetz direkt in die Prävention eingreifen mit Maßnahmen, für die es keine bis nur geringe Evidenz gibt. Um den großen Volksleiden wie beispielsweise koronare Herzerkrankungeffektiv gegenzusteuern, gilt es, sie durch wirksame präventive Maßnahmen erst gar nicht entstehen zu lassen, und das gelingt nur durch eine echte Stärkung der hausärztlichen Primärversorgung.“
Der Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) – Dr. Christian Pfeiffer, Dr. Peter Heinz und Dr. Claudia Ritter-Rupp – erklärte dazu:
"Das Ansinnen des Bundesgesundheitsministers, Vorsorgeuntersuchungen in Apotheken durchführen zu lassen, ist ein weiterer Baustein in seiner Strategie,die ambulante medizinische Versorgung zu schwächen. Die Gesundheitsvorsorge ist eine komplexe Aufgabe, die eine gründliche und fachgerechte Untersuchung erfordert. Apotheken sind nicht die richtige Umgebungfür solche Untersuchungen, da man dort nicht über die erforderliche medizinische Ausstattung und Fachkompetenz verfügt. Wir sind sicher, dass die Patientinnen und Patienten im Gegensatz zum Bundesgesundheitsminister wissen, dass nur in den Praxen eine qualitativ hochwertige Vorsorge möglich ist.“
Es gehe immer um einen ganzheitlichen Blick auf einen Menschen, betont Quitterer. „Astelle eines schnellen Apothekenchecks benötigen wir ein Präventionskonzept, das auch den Staat im Sinne der Verhältnisprävention in die Verantwortung nimmt“, so Quitterer abschließend.
Pressestelle